Hohe Berge und tiefe Täler...
Eigentlich sollte das hier heute eine schöne, gemütliche Einstimmung auf die diesjährige Tour de France werden. Wir hätten zusammen über Favoriten streiten und die Königsetappen zusammen auswerten können. Ich hätte sie wieder sehr genossen, die Tour, wie jedes Jahr. Wie geil wäre das geworden! Drei Wochen lang die komplette WG auf der Couch im Flur, die eigentlich nur in diesen drei Wochen so richtig genutzt wird. Drei Wochen mit einem grandiosen Finale in Paris mit mir live vor Ort.
Anfangen hat meine Begeisterung für den Radsport im Jahr 1996, als ein gewisser Jan Ullrich seinen eigenen Kapitän in Grund und Boden fuhr. Ein Jan Ullrich der im darauffolgendem Jahr sogar die Tour gewann.
Ein junger Rostocker, der auszog um die Welt zu erobern und auch wenn es sich etwas zu pathetisch anhört, man(n) hatte immer das Gefühl, da fährt einer von uns. Ein ganz Starker mit ganz vielen Schwächen, die ihn so menschlich machten. Was hat ihm die deutsche Sportlandschaft nicht alles verziehen, Schokolade, Faulheit, Autounfälle und sogar Ecstasy.
Immer wieder hatte er mit Dopingvorwürfen zu kämpfen und wehrte sich stets mit Händen und Füßen. Immer dachte ich, der fährt sauber! Ich dachte...
Wer gibt mir jetzt meine Nerven zurück, die ich gelassen hab, als ich ihn jedes Jahr aufs neue den Berg hochschrie, wer die Zeit, die ich auf der Couch gesessen und mitgefiebert hab? Steffi hat damals schon immer gesagt, dass ich nicht ganz dicht bin. Vielleicht hatte sie gar nicht so unrecht.
Heute haben schon mehrere Leute gesagt, sie wissen nicht, wie sie sich fühlen sollen. Das Spektrum reicht von stinksauer über fassungslos bis todtraurig. Ich tendiere zu traurig und enttäuscht, enttäuscht über das vermeintliche Doping aber noch viel trauriger über das Lügen...
Danke für nichts, du Arsch!