Dienstag, Februar 26, 2008

Merseyside

In "The Boys from the Mersey" von Nicholas Allt beschreibt der Autor seine Fussballerlebnisse. Seit er Teenager ist, tourt er mit Liverpool erst kreuz und quer durch England und dann durch ganz Europa. Toni hat es schon ganz gut umrissen mit den Schlagwörtern: Selbstbeweihräucherung, auf den Sack gehen und LESENSWERT. Das Buch bleibt trotz mancher Widersprüchlichkeiten des Autors sehr lesenswert. Mit den Widersprüchlichkeiten meine ich, dass er einerseits die Jugend von heute verhöhnt, aber andererseits groß und breit erzählt, dass Leute wie er mit ihren Reinschmuggelaktionen in Stadien von damals mitverantwortlich wären, dass es heute so viel Sicherheit in Europas Stadien geben würde. Sie hatten ja damals kein Geld und wollten doch die Spiele sehen, also waren sie gezwungen sich rein zu schmuggeln oder Leute ab zu ziehen. Ganz großes Mitleid meinerseits. Wer das Buch gelesen hat, weiß was ich meine. Trotz allem ein sehr nettes Buch durch den Schreibstil des Autors. 2 Dinge fallen besonders auf: 1. bezieht er sich immer auf diese "Hooligan-Bücher aus London" und zweitens schreibt er scheinbar in seiner Liverpooler Mundart, denn die Übersetzung mutet anfangs etwas lustig an, man gewönnt sich aber dran.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich habe das Buch im Urlaub gelesen. Erschreckend, wie gewaltbereit die Fans, die der Autor beschreibt, insbesondere in den 70ern und 80ern waren. Da wurde vor und nach dem Spiel aufeinander eingeschlagen und eingetreten bis das Blut in Strömen floss. Und der Autor schildert das so als sei es oberste Fanpflicht gewesen, gegnerische Anhänger aufs übelste zu misshandeln. Meines Erachtens nehmen die Gewaltschilderungen einen zu großen Platz in dem Werk "Merseyside" ein. Nach der 25ten detaillierten Schilderung einer wilden Schlägerei zwischen Fans des FC Liverpool und Supporters von ManUnited ist es dann auch wirklich genug. Ich selbst fahre seit zwei Jahren zu allen Champions League Auswärtsspielen des FC Liverpool und habe noch nie Gewalt unter Fußballanhängern miterlebt. Anscheinend hat das Anti-Gewalt-Programm des englischen Fußballverbandes wahre Wunder bewirkt. Oder aber der Autor übertreibt in seinem Buch maßlos.
Alles in allem gleichwohl ein lesenswertes und weitestgehend trotz einiger Längen unterhaltsames Buch insbesondere für Liebhaber des englischen Fußballs und des FC Liverpool. Neben den teils überflüssigen Passagen über krude Gewalt gibt es eindrucksvolle Einblicke in die Lebensart ansonsten weitgehend perspektivloser Fußballverrückter in der Zeit, als die eiserne Maggie Thatcher den Scousern (Fans des FC Liverpool) und den Bewohnern der Stadt das Leben durch Werftschließungen und finanzielle Benachteiligung sehr schwer machte.