Attenzione, attenzione Italien hat gerufen. Die Winterpause

hatte den deutschen Fußball fest im Griff, im nahen Ausland rollte der Ball schon wieder. Ein ganzes Wochenende auf der Couch ohne Fußball ? Ohne uns. Das Ziel der Reise war schnell klar, Mailand sollte es diesmal sein. Endlich mal im San Siro vorbeischauen. Ein paar kurze Abstimmungen zum Rahmenprogramm und schon ging es an einem Samstagmorgen zu dritt mit Auto gen Süden. Heidiland, verschneite Winterlandschaften und Alpenpanorama hatten in der Schweiz zwar ihren Reiz, doch die Lust auf Fußball war größer.
Pünktlich zur Mittagszeit wurde der fahrbare Untersatz auf einem Stadionparkplatz in einem Vorort von Mailand, genauer gesagt in Sesto Gan Giovanni geparkt. Vor dem Leckerbissen am Abend wollte man sich noch ein wenig Appetit holen mit dem Drittliga-Spiel A.C. Pro Sesto gegen A.S.C. Portogruaro. Der Parkplatzwächter hielt uns erst für Gästefans, entlarvte uns dann als Deutsche und wollte uns nun natürlich seine besten Tickets verkaufen. 25 Euro Haupttribüne Mitte. Ein ander mal vielleicht. Nen Zehner für Gegentribüne tut es diesmal auch. Das Stadio Communale Breda wie erwartet dann leicht angegraut, der Putz bröckelt, der Rost ist deutlich sichtbar. Da die Heimkurve wegen Schnee gesperrt war machten sich die einheimischen Tifosi auf der überdachten Haupttribüne breit. Rund 150 Tifosi haben sich schließlich bei bekannten Melodien lautstark zu Wort gemeldet. Rund 30 Gäste glänzten immerhin durch Anwesenheit. Überraschend jedoch das auch schätzungsweise 40 bis 45 jährige Männer hier den Ultra-Gedanken leben. Bei den Gästen zumindest optisch. Das Spiel erfüllte dann alle Vorurteile vom italienischen Calcio, schöne Flugeinlagen ohne Gegenspieler, den Schiri pausenlos bequatschen und ergebnisorientiertes Ball-Rumgeschiebe. Ein 1:1 der schlechten und langweiligen Sorte.
Nach dem Kick machte man sich dann auf die Suche nach der Herberge, gewöhnungsbedürftige Straßennahmen überforderten zeitweise das Navi, aber die Jugendherberge in der Nähe vom San Siro konnte schließlich doch ausfindig gemacht werden. 20 Euro pro Nase und Nacht waren einen Aufenthalt im 6-Mann-Zimmer auf jeden Fall wert. Und dann war es soweit: A.C. Mailand gegen A.C. Florenz im Stadio Guiseppe Meazza. Kurzer Fußmarsch von der Herberge zum Stadion, langes Anstehen beim Kartenkauf. Eine knappe Stunde anstehen an der einzigen Kassennanlage kosteten viel Nerven und Schweiß, aber ein Ticket für 13 Euro schließlich in den Händen zu halten waren die Mühen wert. Kontrolle am Eingang kurz vor Anpfiff glücklicherweise Fehlanzeige. Die gefühlten 1.000 Stufen im Treppenhaus zum Oberrang waren endlos. Der Anblick oben angekommen war atemberaubend. Die Stadionarchitektur umwerfend. Die Stimmung und Lautstärke der Rossoneri bombastisch. In der 1.HZ kam man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Während des Spiels dann ungewohnte Bewegungsfreiheit im Areal, so das man sich die Architektur der Tribünen aus nächster Nähe und unterschiedlichen Perspektiven mal näher anschauen konnte. Die wenigen Ordner die anwesend waren, schauten lieber Richtung Rasen. Grünzeug in anderer Form konnte auch in den Kurven wahrgenommen werden, aber das ist ne andere Geschichte. Apropos Genussmittel: der Tiffosi hat es offensichtlich nicht so mit gutschmeckenden fettigen, triefenden, Bratwürsten, Schnitzeln oder sonstigem. Im Stadion nirgendwo etwas herzhaftes. Wer mag schon Sonnenblumenkerne.
Wieder zurück in der Herberge dann noch ein überraschendes Wiedersehen und Schnack mit dem Salower, der sich mit 3 weiteren Hansa-Hopping-Fußball-Freunden an diesem Wochenende ebenfalls den Calcio geben wollte. Nach kurzweiliger Nacht und ergiebigen Frühstück inklusive machten sich der Rest weiter auf Richtung Turin. Wir drei machten am Sonntagmorgen dann eher die Mailänder Kulturlandschaft unsicher. Piazza del Duomo. Besichtigung Duomo di Santa Maria Nascente natürlich auch. Galleria Vittorio Emanuella II. Ferrari Store. Originalo Italiano Holzofen-Pizzeria. Falls was fehlen sollte; alles kann man halt auch nicht sehen an einem Tag. Zum Schluss dann noch eine Art Schnitzeljagd durch die Gassen der City nach dem Motto: Where is the next Mailands Briefkasten? Und dann war auch schon wieder Kilometerfressen angesagt, wieder Alpenpanorama, wieder Winterlandschaften und ruckzuck schon wieder in Württemberg.