Dienstag, August 08, 2006

Wenn schon Freak, dann richtig...

Wenn wir im Vorfeld der Trip-Vorbereitungen, die diesmal ohnehin schon auf das Nötigste begrenzt waren, ein Motto für unsere Leipzig-Tour gesucht hätten, wäre eigentlich nur die Überschrift oder "Wird schon alles klappen" in Frage gekommen.
Wer jedes Mal dafür verantwortlich ist, dass wirklich alles so gut klappt und funktioniert, weiß ich leider nicht, aber auf jeden Fall ist es beängstigend. Wahrscheinlich fallen wir irgendwann mal mächtig auf die Schnauze mit der Überstrapazierung unseres Glücks. Die Beantwortung der Frage nach der Verantwortlichkeit für den erhöhten Freak-Quotienten fällt allerdings umso leichter: meine drei Mitreisenden! "Wat häm we lächt!"
Als ich am Samstagmorgen um 07.30 Uhr den RE 33043 in einem etwas desolaten Zustand, der sich schlicht und einfach aus dem Freitagabend erklärt, bestieg und mich irgendwo zwischen Burg Stargard und Cammin zum 30sten mal fragte, was ich hier eigentlich mache, klangen mir wieder die mittlerweile zu oft gehörten Worte im Ohr... "Ihr seid ja bescheuert!". Ich dachte nur "Na und, sind wirs halt!". Meine sich stetig steigenernde Laune sank binnen Sekunden auf Null, als es mir erst um 08.45 Uhr mit dem x-ten Weckversuch gelang Akiem aus dem Bett zu treiben, der eigentlich um 09.11 Uhr am Gesundbrunnen zusteigen wollte. Ich sah unsere Felle für den ersten Ground in Leipzig schon davonschwimmen. Nun, dank Glück beim Umsteigen und einem kurzen Zwischenspurt schaffte Akiem den Zug doch noch und der Einreise ins Sachsenland mit frisch entkorkter Flaschenpost stand nichts mehr im Weg.
Den durchaus ansehnlichen Leipziger Hauptbahnhof enterten wir gegen halb zwölf. Blieben also locker 5h Stunden für Einchecken, Formalitäten klären, Ground in Probstheida und Karten holen fürs Liga-Pokal-Finale, lächerlich, wann gibts denn mal ne echte Herausforderung?
Unsere Betten stellte diesmal das zu empfehlende Hostel Sleepy Lion, das zu Fuß vom Hbf in 10 Minuten zu erreichen ist und für 16€ pro Nase noch recht erschwinglich ist. Beim Einchecken fragte uns das Mädel an der Rezeption was wir denn in Leipzig wollen und was wir uns so schönes angucken wollen. Da Akiem und mir das jetzt etwas zu kompliziert war, einer Sächsin auf Hochdeutsch das Prinzip Groundhopping zu erklären, antworteten wir nur knapp "Ligapokalfinale, aber die Vereine interessieren uns nicht". Worauf die Schnecke mehr als furztrocken erwidert "Also zum kloppen hier, ach, macht doch was ihr wollt!", scheint WM-erprobt die Stadt ;-). Unsere Frage nach dem Weg zum Völkerschlachtdenkmal durchschaute sie dann auch sofort und erklärte uns zielsicher den Weg zum Bruno-Plache-Stadion, welches wir mit einmal mehr Umsteigen als nötig problemlos per Tram erreichten.


Ein insgesamt sympathischer Ground mit einer, an das alte Neubrandenburger Harderstadion erinnernde, Holztribüne, zuwuchernder Laufbahn, rundumlaufenden Stehtribünen und der ersten festen Nahrung des Tages, der obligatorischen Stadionwurst. Alles in allem ein kleiner Trip am Rande, der der mittlerweile wieder guten Laune trotz Hobbyfaschisten und Dauerregen keinen Abbruch tat. Da die beiden Nachzügler aus Ulm mittlerweile auch das Hostel erreicht hatten, konnte dem guten Gelingen nichts mehr im Wege stehen.
Nach kleinem Begrüßungsschnäpperken, Abholen der vorbestellten Karten und kurzem Schnack mit einem mehr als besoffenen Lokisten, saßen wir pünktlich zum Anpfiff in unseren bombastisch ausgewählten Sitzen direkt an der Balustrade zwischen Ober- und Unterrang im Leipziger Zentralstadion.

In den folgenden 90 Minuten plätscherten Spiel und ungezählte Bier so vor sich hin, ohne das wahnsinnig Erwähnenswertes geschah. Das Leipziger Publikum hielt es mit den Bremern, die beiden Pseudo-Bayern neben mir wurden bei jeder Frage, ob sie denn wirklich wieder Meister werden wollen, immer kleiner und unser Übermut und der Spaßfaktor wuchsen ins Unermessliche. Da wir eine Stunde nach Siegerehrung immer noch nach pfandfreien Bier bettelten, bekam man uns nur aus dem Stadion, indem man alle Bierstände schloss, gar nicht so unclever die Sachsen.
Nach kurzer Stärkung mit "Apfelsaft" und "Mundspülung" im Hostel machten wir uns also, mittlerweile relativ angeduscht, auf die Suche nach Sparkasse und geeigneter Taverne. Da man als gutgläubiger Mecklenburger ja nichts böses ahnt, wurde kurzerhand der erstbeste Passant wegen der nächstgelegenden Sparkasse konsultiert. Leider war der Kollege Kasache und als solcher weder der Landessprache noch dem Hochdeutsch mächtig. Als sich zu allem Überfluss auch noch nach 15 Minuten herausstellte, dass der gute Mann n Stricher war, nahmen wir schnurstarcks die Beine in die Hände und suchten das Weite. Das Weite suchten wir auch nach einer kurzen handgreiflichen Auseinandersetzung mit Porno-Paule persönlich, der erst die große Fresse riskierte und ohne ersichtlichen Grund um sich trat und als es brenzlich wurde die Türsteher-Schränke um Unterstützung anflehte. An dieser Stelle nochmal ein herzliches "Fick Dich!!!" an den Kollegen, so ein Eimer!
Um die aufgeheizten Gemüter kurz abzukühlen kam ein Swimming-Pool mitten in der Leipziger Innenstadt gerade recht.
Das was dann in der von uns auserwählten, zum Bedauern der Belegschaft und deren Gäste, Kneipe passierte, war auf der einen Seite mehr als abzusehen und ist auf der anderen Seite sehr schwer rekonstruierbar. Auf jeden Fall wurde nicht ein Getränk ausgetrunken, aber ständig neues geordert. Das erste Opfer wurde irgendwann, ohne dass es die anderen drei mitbekamen, von der Dunkelheit Leipzigs geschluckt und zwischenzeitlich haben wahrscheinlich zwei Mann den Tisch schlafend bewachen müssen, weil der vierte bei McD frühstücken war. Alles hab so wild, um halb vier trafen wir uns alle mehr oder weniger selbstständig mit den üblichen Beutestücken im Sleepy Lion wieder.
Der Weg ins Bett verlief problemlos und der aus dem Bett/Hostel wurde bis eine Minute vor Nachzahlen ausgereizt. Nachdem es fast allen den Umständen entsprechend gut ging, lag der Entschluss zum gemäßigtem Frühschoppen quasi auf der Hand. Dieses wurde, wie üblich, souverän absolviert und so machten wir uns alle mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf den Heimweg.

Vielen Dank an André, Steffen und Akiem für ein Wochenende das seinen Platz unter den Top 5 sicher hat und das nach Wiederholung schreit!!!

Die restlichen Fotos...


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Also doch zum Kloppen und Saufen in Leipzig gewesen. Folgender Spruch passt mal wieder.
"Es war toll, ich war voll gewesen"