Freitag, November 24, 2006

Kranke Welt...




(Quelle n-tv)

Freitag, 24. November 2006
Krawall nach UEFA-Pokalspiel
Polizist erschießt Fan

Ein Polizist in Zivil hat am Donnerstagabend einen Fußball-Fan des französischen Erstligisten Paris St. Germain bei Auseinandersetzungen nach dem UEFA-Pokalspiel gegen Hapoel Tel Aviv (2:4) erschossen und einen zweiten Anhänger schwer verletzt.

Nach ersten Angaben der Polizei wollte der Beamte einem israelischen Fan zu Hilfe kommen, der von gewaltbereiten PSG-Anhängern bedroht wurde. Als der Polizist daraufhin von den Parisern angegriffen wurde, habe er zunächst von Tränengas Gebrauch gemacht und danach zwei Schüsse abgegeben.



Jetzt ist es also passiert.
Niemand hat so wirklich auf so einen Vorfall gewartet, aber dass ein Cop irgendwann mal einen Fan (ich sag jetzt mal "Fan" bis endgültig geklärt ist, wo der nun wirklich herkam) erschießt ist rückblickend einfach nur logisch.
Diese Spirale aus Gewalt, Repression und Hass musste ja zu Mord und Todschlag führen, ganz ehrlich, in Deutschland hätte mich der Fall nicht weniger schockiert, wenn er es denn überhaupt noch tut.
Was mit Plastikhandschellen und Gummiknüppeln anfängt und sich über Pfefferspray und Gummigeschossen entwickelt, muss zwangsläufig mit scharfer Munition enden, wobei sich mir der Zusammenhang zwischen scharfer Munition und einem Fussballspiel wahrscheinlich nie erschließen wird.

Die Frage "wie es so weit kommen konnte" wird jetzt wahrscheinlich ein paar Tage die Medien beschäftigen. Der Durst nach Rache wird die ganze Pariser Fussballszene beschäftigen.
Die Umstände, dass es in Paris zur Zeit sowieso wieder recht unruhig ist, der Fakt, dass ein israelischer Verein sowieso erhebliche Schwierigkeiten mit sich bringt und dass die Pariser Ultras generell eher "erlebnisorientiert" sind, sind sicherlich zu berücksichtigen, aber dürfen auf keinen Fall dazu führen, dass ein Mensch getötet wird.
Ich will jetzt hier nicht in reflexhaftes A.C.A.B.-Gehetze verfallen, denn hätte der Cop sich nicht schießenderweise, wahrscheinlich mit dem Schicksal von David Nivel im Hinterkopf, in einen Schnellimbiss retten können, hätte er sein eigenes Leben gegen 150 Idioten verteidigen dürfen. Und wäre er überhaupt nicht eingeschritten, was er aufgrund seines Berufsethos (den er ja sicherlich mal irgendwann gehabt hat) ja musste, hätte die Welt heute einen toten Israeli anstatt eines Franzosen.

Zugegeben, alles Mutmaßungen, aber wenn nicht gestern in Paris, dann hätte es den durch einen Polizisten getöteten Fan oder den durch Fans getöteten Polizisten in naher Zukunft sowieso gegeben, denn wie sich dieser Konflikt zur Zeit entwickelt ist einfach nur krass.

Und wenn weiterhin zur Verfügung stehende Gelder für Präventivmaßnahmen in Sachen "Problemfans" an Fanorganisationen nicht ausgezahlt werden, weil irgendein Minister-Pisser meint das wäre eh nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, auf der anderen Seite aber das Zehnfache für maßlos überzogene Polizeieinsätze rauskloppt, wie die Woche gerade wieder sogar im TV zu bewundern war, sollten wir uns vielleicht langsam darauf einstellen, dass es auch bei uns Tote geben könnte. Und wie weit weg sich das auch anhört, wir wissen wie oft wir uns selber bei irgendwelchen Fussballspielen rumtreiben...

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